Gerade im Landkreis Görlitz bekommen wir die Folgen des sogenannten demografischen Wandels deutlich zu spüren. So verließen in den letzten 25 Jahren u.a. besonders viele junge Menschen unseren Landkreis zur Ausbildung oder, um ihr persönliches Glück woanders zu machen. Demgegenüber zogen weniger neue Menschen hier her und wurden weniger Kinder geboren, als Menschen verstarben. In der Folge sank die Einwohner*innenzahl und stieg das Durchschnittsalter der Bevölkerung in den meisten Gemeinden an.
Wenn nun weniger Menschen in einer Gemeinde leben, müssen die Kosten der Daseinsvorsorge und Infrastruktur von weniger Menschen getragen werden. Zudem sind in den letzten 25 Jahren viele Kosten z.B. für Personal, Energie und Miete gestiegen. Im Ergebnis wurden u.a. der ÖPNV, Freizeitangebote (u.a. die offenen Kinder- und Jugendtreffs), aber auch die Förderung von Kleinprojekten ausgedünnt. Derartige Angebote sind allerdings besonders für junge Menschen wichtig. Denn Mobilität und Räume für das Zusammentreffen mit Gleichaltrigen benötigen junge Menschen, um die Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft (außerhalb von Schule und Elternhaus) zu erfahren und zu erproben. Gerade junge Menschen brauchen diese Freiräume, um die verschiedenen Aufgaben des Heranwachsens im Jugendalter zu meistern. Im selbstverwalteten Jugendclub liegt die Entscheidungsgewalt nicht bei einem Erwachsenen, sondern bei den jungen Menschen selbst. Sie entscheiden häufig in der Gruppe basisdemokratisch z.B. über die Verwendung der Finanzen. Dies ermöglicht es ihnen, sich selbst und ihre Kompetenzen zu entdecken. Ebenso kann auf diesem Weg die Funktionsweise der Demokratie kennengelernt und ausprobiert werden (u.a. Interessen durchzusetzen, die der anderen zu akzeptieren, Kompromisse einzugehen).
Es sind genau solche Erfahrungen im Jugendalter, die dazu führen, dass sich die jungen Menschen mit ihrer Heimatstadt bzw. ihrem Heimatdorf identifizieren können oder ob sie das Weite suchen. Denn, wenn sie sich in dieser Phase des Lebens gehört und als wertgeschätzter Teil der Gemeinde erleben und diese mitgestalten können, stehen die Chancen für eine positive Verbindung zum Herkunftsort deutlich höher. Und dies verstärkt wiederum die Wahrscheinlichkeit, dass sich junge Menschen dafür entscheiden, zu bleiben. Der eben beschriebene Effekt lässt sich sogar noch erweitern - z.B. durch eine freiwillige und erfolgreiche Einbindung des Jugendclubs bei der Ausrichtung von kulturellen örtlichen Höhepunkten.
Selbstverwaltete Jugendclubs können zwar mit sozialpädagogisch begleiteten Angeboten der offenen Jugendarbeit nicht wirklich verglichen werden. Gleichzeitig bieten sie aber gerade im ländlichen Raum eine realisierbare sowie eigenständige Alternative. Diese benötigt zwar in manchen Fällen Unterstützung von außen, jedoch genügen meistens bereits vernünftige Rahmenbedingungen sowie Vertrauen seitens der älteren Generationen.
Quellen & weitere Infos: